Kinderdijk ist ein kleines Dorf in der Nähe von Rotterdam. Obwohl es nur rund 600 Einwohner hat, ist es weltberühmt, denn hier stehen die bekanntesten Windmühlen der Niederlande. Mitte des 18. Jahrhunderts wurden hier 20 imposante Mühlen errichtet, von denen 19 bis heute erhalten geblieben sind. Es ist schon ein Erlebnis an sich, mit dem Fahrrad durch diese urholländische Szenerie zu fahren und die schönsten Fotomotive einzufangen. Aber Kinderdijk ist auch ein Ort mit einer spannenden Geschichte. Wir haben einige der interessantesten Fakten für Sie gesammelt:
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1. Niemand weiß, woher der Name “Kinderdijk” wirklich kommt
Die bekannteste Geschichte zum Namen “Kinderdijk” geht auf eine verheerende Flutkatastrophe im Jahr 1421 zurück, bei der hunderte Menschen ums Leben kamen. Nachdem sich der Sturm gelegt hatte, entdeckten Überlebende eine auf dem Wasser treibende Wiege. Die Legende berichtet, dass die Finder zuerst eine Katze sahen, die die Wiege durch ihre Bewegungen im Gleichgewicht hielt, so dass kein Wasser hineinlaufen konnte. Als sie die Wiege an Land zogen, entdeckten sie, dass darin ein friedlich schlafendes Baby lag. Und seitdem soll der Fundort den Namen “Kinderdeich” tragen.
Auch wenn diese Namenslegende die bekannteste und auf jeden Fall die schönste ist, heißt das nicht, dass sie wahr ist. Andere Theorien besagen, dass der Deich nach einem Anwohner mit vielen Kindern benannt wurde, dass der Deich ganz einfach niedriger war als die “ausgewachsenen” Deiche in der Umgebung, eben ein Kinder-Deich, oder dass ein gewisser Herr Van der Giessen den Deich an seine Kinder vererbte. Wie auch immer: Die wirkliche Erklärung ist wahrscheinlich für immer in den Wirren der Geschichte verloren gegangen!
2. Die Mühlen von Kinderdijk sind Weltkulturerbe
Seit 1997 stehen die Windmühlen von Kinderdijk auf der Weltkulturerbe-Liste der UNESCO. Dort werden sie als Musterbeispiel für “den herausragenden Beitrag der niederländischen Bevölkerung” zur Entwicklung des Wasserbaus gewürdigt.
In diesem Sinne ist Kinderdijk nicht nur eine materielle Kulturstätte in einer von Menschenhand geschaffenen Landschaft, sondern auch ein symbolischer Ort, der für den “den Erfindergeist und die Standhaftigkeit der Menschen in ihrem Kampf gegen, in ihrer Abhängigkeit vom und im Umgang mit dem Wasser” steht.
3. Ohne diesen Grafen aus dem Mittelalter hätte es die Mühlen nie gegeben
Graf Florens V. (1254-1296) gilt bis heute als einer der bedeutendsten Grafen von Holland. Er war es satt, dass sich Landherren und Adlige ständig über Ländereien stritten, die anschließend überflutet wurden. So gründete er im Jahr 1277 die erste “Waterschap”. Dieses Bündnis zwang den Adel zur Zusamenarbeit, um das Land trocken zu halten. Nur so waren sie in der Lage, Deiche, Windmühlen und Entwässerungskanäle anzulegen, um Land trocken zu legen und Flutkatastrophen zu vermeiden. Damit hatte Graf Florens V auch den Grundstein für die Windmühlen von Kinderdijk gelegt, denn ohne die Waterschap Overwaard und Nederwaard hätten sie niemals gebaut werden können.
4. Die Windmühlen sind ein Meisterwerk des modernen Wasserbaus
Die Mühlen von Kinderdijk sind zwar an schon an sich beeindruckende Bauwerke, aber es ist nicht allein ihnen zu verdanken, dass die örtlichen Polder trocken bleiben. Sie sind vielmehr Teil eines komplexen Wassermanagementsystems, zu dem auch verschiedene Schleusen, Wehre, Becken und Deiche gehören. Sogar der niedrige Wasserstand des Flusses Lek bei Ebbe ist ein wesentlicher Bestandteil dieses Netzwerks.
Mit der Drehbewegung ihrer Flügel pumpten die Windmühlen in früheren Zeiten das Wasser aus den Entwässerungsgräben der Polder in größere Becken. Darin wurde das Wasser gesammelt. Bei Ebbe sank der Wasserstand des Lek und die Schleusen konnten geöffnet werden, um das Wasser schließlich abfließen zu lassen.
5. Im zweiten Weltkrieg waren die Windmühlen von Kinderdijk die Rettung
Auch wenn die Windmühlen von Kinderdijk erst durch dampfbetriebene und später durch Diesel- und Elektropumpen ersetzt wurden, werden sie so gut in Schuss gehalten, dass sie jederzeit in Betrieb genommen werden können.
Im 2. Weltkrieg sorgten Stromausfälle und Treibstoffmangel dafür, dass nicht genug Energie für die moderneren Wasserpumpen vorhanden war. Darum waren die Niederländer wieder auf Windkraft angewiesen, um trockene Füße zu behalten. Während der nationalen Mühlentage (Molendagen) kann man die Mühlen von Kinderdijk übrigens manchmal auch heute noch in Betrieb bewundern.
6. Die Mühlen von Kinderdijk sind noch immer bewohnt
Die meisten der 19 Windmühlen von Kinderdijk sind bis heute bewohnt. Die meisten der Familien leben seit vielen Generationen in ihrer Mühle und diese Tatsache spielt eine wichtige Rolle für den Erhalt der Tradition in dieser Region. Beinahe in jeder Mühle wohnt ein ausgebildeter Müller, der die eindrucksvolle Maschinerie auch zum Mahlen verwenden darf. Allerdings brauchen diese Müller heutzutage noch einen anderen Job, um tatsächlich über die Runden zu kommen. Einige von ihnen arbeiten zu Beispiel als Schreiner, andere in einer Bank und wieder andere als Lehrer.
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